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PresseInformation Nr. 12

Regionalplanung schützt Ackerflächen

Perspektivwechsel zur Pressemitteilung des BUND

Karlsruhe. Unter dem Titel „Naturschützer schlagen Alarm“ haben die Badischen Neuesten Nachrichten am Wochenende (03.12) eine Mitteilung des BUND (Bund für Umwelt- und Naturschutz Deutschland e.V.) aufgegriffen. Dazu bietet der Regionalverband Mittlerer Oberrhein nun einen Perspektivwechsel an.

Zunächst gilt es jedoch, den Tatsachen zu entsprechen.   In dem besagten Artikel ist von 20.000 Hektar landwirtschaftlicher Nutzflächen die Rede, die im Zuge der Fortschreibung des Regionalplans in der Region zwischen Waghäusel und Bühl für Siedlungserweiterungsflächen verloren gehen würden. „Hier hat sich wohl eine Null eingeschlichen. In unserem Fortschreibungsentwurf sind knapp 2.000 Hektar Siedlungserweiterungsflächen vorgesehen, also nur zehn Prozent des genannten Wertes“, erläutert Verbandsdirektor Matthias Proske.

„Wir begrüßen selbstverständlich das Engagement im Umwelt- und Naturschutz ganz grundsätzlich. Auch wir betrachten landwirtschaftliche Flächen und den Freiraum insgesamt als wertvolles Gut, das bewahrt werden muss. Gerade hierzu möchten wir mit der Ausweisung von Siedlungserweiterungsflächen Rahmenbedingungen für die in einer Wachstumsregion auch weiterhin notwendige Siedlungsentwicklung vorgeben“, erläutert Proske.

Am Beispiel der im BNN-Artikel genannten rund 100 Hektar Siedlungserweiterungsflächen für die Stadt Bretten zeigt der Regionalverband die Rolle seiner vorgeschlagenen Siedlungserweiterungsflächen auf: Demnach können diese Flächen nur über einen Bedarfsnachweis der Kommunen in den Flächennutzungsplan aufgenommen werden. Ansonsten verbleiben die Flächen bei der Landwirtschaft. So ist derzeit für die nächsten 15 Jahre insgesamt von einem Bedarf für Bretten von 30 Hektar für Wohnbauflächen und 18 Hektar für Gewerbeflächen auszugehen. Den Bedarf könnte die Stadt Bretten zu einem großen Teil über bereits im Flächennutzungsplan dargestellte Reserven und über die Innenentwicklung wie Baulücken und Nachverdichtungen decken.

„Der Regionalverband folgt dem Prinzip Innenentwicklung vor Außenentwicklung. Dies bedeutet vor allem, dass vorhandene Reserven zuerst genutzt werden sollen, bevor neue Gebiete erschlossen werden. Allerdings sollen darüber hinaus Siedlungserweiterungsflächen im Regionalplan Entwicklungsspielräume für eine Flächenauswahl ermöglichen“, erklärt Proske. Die Siedlungserweiterungsflächen knüpfen dabei an bestehende Bebauung an und orientieren sich möglichst an Haltepunkten des schienengebundenen öffentlichen Nahverkehrs. Mit dieser Planung sollen Baugebiete mitten in der offenen Landschaft vermieden werden.

Zudem stellt Proske klar: „Bei den Wohnbau- und bei den Gewerbeflächen müssen der Bedarf im Verfahren zum Flächennutzungsplan nachgewiesen und die vorhandenen Reserven dabei berücksichtigt werden. Das bedeutet, dass bei weitem nicht jede geplante Siedlungserweiterungsfläche für eine Bebauung beansprucht werden wird“.

Der BUND erklärt in seiner Mitteilung auch, dass auf Gemarkung Bretten in den letzten Jahren mehr als 300 Hektar Ackerflächen für Wohn- und Gewerbeflächen und Straßenbau versiegelt worden seien. Nach Daten des Statistischen Landesamts ist die Siedlungs- und auch die Verkehrsfläche, welche die vom BUND genannte Versiegelung komplett erfasst, in Bretten im über zwanzigjährigen Zeitraum 2000 bis 2021 um 184 Hektar angewachsen.

„Unabhängig davon, welche Zahlen für den Flächenverbrauch herangezogen werden: Es ist offenkundig, dass der Flächenverbrauch noch immer zu hoch ist“, so Proske. So wurden im Jahr 2021 in Baden-Württemberg täglich noch immer 6 Hektar versiegelt, obwohl das Land den Verbrauch bis zum Jahr 2030 auf 3 Hektar senken und langfristig sogar neutralisieren möchte („Netto-Null“).

In der Langfristperspektive zeigt sich die Entwicklung besonders massiv: So waren im Jahr 1950 nur rund neun Prozent der Fläche in der Region Mittlerer Oberrhein Siedlungs- und Verkehrsfläche, während es im Jahr 2021 bereits fast zwanzig Prozent (19,2 Prozent) waren. Die landwirtschaftliche Fläche, also Äcker und Wiesen, ging in dem Zeitraum von 47 Prozent auf 36 Prozent zurück. Die versiegelte Fläche verdoppelte sich, während die Bevölkerung nur um zwei Drittel anstieg. „Der Pro-Kopf-Anspruch an Fläche für Wohnen, Arbeiten und Verkehr ist also deutlich stärker angestiegen als es nach der Bevölkerungsentwicklung zu erwarten gewesen wäre“, so Proske.

Der Verbandsdirektor ergänzt: „Alles wächst, nur die Fläche nicht. Die Innenentwicklung muss allein aus diesem Grund immer Vorrang haben. Viele Kommunen in der Region haben bereits viele beispielhafte Projekte auf innerörtlichen Brachflächen auf den Weg gebracht. Die Aktualisierung der Erhebung der Innenentwicklungspotenziale im Jahr 2020 zum Projekt Raum Plus habe zudem ein Potenzial von rund 1.200 Hektar allein für Wohnen in der Region aufgezeigt.

„Wir müssen in Zukunft deutlich sparsamer mit der Ressource Fläche werden. Die wirtschaftliche Transformation und der Wohnungsbau müssen kreativer auch auf Bestandsflächen stattfinden“, betont Proske, „das Augenmerk ist dabei mehr denn je auf Revitalisierung, Flächenmanagement und -effizienz zu richten. Wir können nicht alles zubauen.“

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