Karlsruhe. Das amtlich prognostizierte Bevölkerungswachstum in der Region zwischen Waghäusel und Bühl hat sich nicht fortgesetzt. Dies zeigen die gestern (25.06) veröffentlichten Daten des Statistischen Landesamtes Baden-Württemberg. Der aktuelle Bevölkerungsstand vom Jahresende 2019 liegt rund 9.000 Einwohner niedriger, als die landesamtliche Vorausrechnung für diesen Zeitpunkt angenommen hat.
Mit dem jüngst ermittelten Bevölkerungsstand von 1.043.750 konnte die Region Mittlerer Oberrhein eine sich kaum verändernde Entwicklung (rund 300 Personen mehr) gegenüber dem Vorjahr 2018 verbuchen. Dies ist vergleichbar mit dem geringen Zuwachs in den Jahren 2008 und 2009. Der starke Anstieg der Einwohnerzahl, der 2012 einsetzte und 2015 seinem Höhepunkt mit einem jährlichen Plus von zirka 15.800 Menschen erreichte, hatte sich bereits vom Jahr 2017 an stetig abgeschwächt.
„Die stabile Bevölkerungsentwicklung hat aus dem zuletzt stark angespannten Wohnungsmarkt Druck herausgenommen. Stabilisiert sich dieser Trend, kann der über Jahre aufgebaute Nachfrageüberhang Schritt für Schritt abgebaut werden. Diese Verschnaufpause sollten wir nutzen, um nachfrageorientiert Wohnraum zu schaffen. Unsere Region bleibt auch in Zukunft ein Zuwanderungsziel und wird weiterhin Neubürger anziehen“, zeigt sich Gerd Hager überzeugt. Der Verbandsdirektor verweist dabei auf die Tatsache, dass die Region seit 2011 bereits um über 50.000 Menschen gewachsen ist. Aus dieser Entwicklung werde nach wie vor die Suche nach Wohnraum gespeist. Das zeige auch eine Auswertung statistischer Daten durch den Regionalverband, die das jährliche Bevölkerungswachstum und die Baufertigstellungen von Wohnungen in Bezug setzt. Demnach reagieren die Bauzahlen erst etwa drei Jahre später auf markante Peaks in der Einwohnerentwicklung. „Im Blick auf die Anzahl der Baugenehmigungen im Jahr 2019 mit rund 3.150 Wohnungen und der derzeitigen Planungen der Kommunen, gehen wir von einer fortlaufend stabilen Entwicklung im Wohnungsbau aus“, stellt Hager fest. Geschosswohnungsbau, der zunehmend auf Interesse stößt, nimmt daher einen wachsenden Anteil bei den Baufertigstellungen ein.
Die Stadt Karlsruhe verbuchte bei der Bevölkerungsentwicklung 2019 gegenüber dem Vorjahr einen Rückgang um rund 1.000 Menschen (-0,3 Prozent) auf knapp über 312.000. Im Gegenzug wurde für den Landkreis Karlsruhe insgesamt ein Wachstum um zirka 870 (+0,2 Prozent) registriert. Die Regionalplanung konstatiert eine spürbare Stadt-Umland-Wanderung, die unter anderem auf den angespannten städtischen Wohnungsmarkt zurückgeht.
„Dennoch bleiben urbane Siedlungstypen mit ihren kurzen Wegen nach wie vor attraktiv. Diese Strukturen haben während des Lockdowns ihre Vorteile gezeigt. Einwohnerdichte, hohe Lebensqualität und städtebauliche Attraktivität sind miteinander vereinbar,“ so Hager. Darüber hinaus trage eine flächensparende Bauweise zum Erhalt von fußläufig erreichbaren Naherholungsgebieten bei, die gerade in dieser Zeit stark nachgefragt sind. Eine flächendeckende Nahversorgung mit Lebensmittel- und Drogeriemärkten könne dort besser bereitgestellt werden.