Bevölkerungszahl der Region Mittlerer Oberrhein nach unten korrigiert
Karlsruhe. In der Region zwischen Waghäusel und Bühl leben fast 10.000 Einwohner weniger als bisher angenommen. Das ist das Ergebnis des Zensus 2022, der jüngsten Volkszählung mit Stichtag 15. Mai 2022. Demnach waren an diesem Tag in der Region Mittlerer Oberrhein 1.042.480 Menschen mit Hauptwohnsitz verzeichnet. Dieser Befund ist die neue Basis zur Fortschreibung der landesamtlichen Einwohnerzahl bis zum nächsten Zensus im Jahr 2031. Die ersten Ergebnisse des Zensus 2022 wurden von den Statistischen Ämtern der Länder und des Bundes Anfang dieser Woche veröffentlicht.
Laut Zensus 2022 lebten zum Stichtag gerundet im Landkreis Karlsruhe 2.100 (-0,5 %), im Landkreis Rastatt 4.700 (-2,1%), im Stadtkreis Baden-Baden 1.000 (-1,8%) und im Stadtkreis Karlsruhe 1.800 (-0,6 %) weniger Menschen als angenommen. Die bisherigen landesamtlichen Einwohnerzahlen basierten auf dem Zensus 2011. Jetzt musste die Bewohnerzahl der Region Mittlerer Oberrhein um 1,3 Prozent nach unten korrigiert werden, ähnlich wie die Bevölkerungszahlen von Baden-Württemberg (-1,2%), aber etwas weniger als von Deutschland insgesamt (-1,6%).
In der Region Mittlerer Oberrhein gibt es aber auch Kommunen, die mit dem Zensus 2022 sogar höhere Einwohnerzahlen als bisher haben. Dazu gehören zum Beispiel Waghäusel (+3,0%), Rheinstetten (+1,5%) und Bruchsal (+1,2%). Dagegen lassen sich die höchsten Abzüge bei Rheinmünster (-5,4%), Bühlertal (-3,6%) und Forbach (-3,6%) verzeichnen. Bei den Mittelzentren liegen für die Städte Ettlingen (rund 1.190 bzw. -3,0 %), Gaggenau (-660 bzw. -2,2%) und Rastatt (rund -980 bzw. -1,9%) vergleichsweise hohe Korrekturwerte vor. In der Stadt Karlsruhe müssen lediglich 0,6 Prozent abgezogen werden, das entspricht 1.800 Einwohnern.
Die Erhebung des Zensus 2022 wird nun die neue Grundlage zur Fortschreibung der landesamtlichen Bevölkerungsstatistik darstellen. Die Entwicklung der Einwohnerzahlen soll durch das Statistische Landesamt Baden-Württemberg in den kommenden Monaten rückwirkend und ausgehend von der Grundlage des Zensus 2011 auf die jüngsten Ergebnisse des Zensus 2022 revidiert werden. Nach wie vor liegen die vor kurzem veröffentlichten Einwohnerzahlen für den 31.12.2023 nur auf Basis des Zensus 2011 vor und sind daher unter Vorbehalt zu sehen.
„Der Zensus hat sich als fundierte Routine etabliert. Im Lauf eines Jahrzehntes gibt es immer wieder blinde Passagiere auf dem Wohnungsmarkt, die aus der Statistik fallen“, erläutert Verbandsdirektor Matthias Proske. Über die Ursachen werden von Fachleuten verschiedene Gründe wie unterlassene Abmeldungen bei Wegzügen vor allem ins Ausland genannt.
„Damit stellt der Zensus 2022 nur eine kleine Korrektur dar, wenn es um langfristige Trends geht. Das zeigt sich insofern, als dass die Bevölkerung in der Region Mittlerer Oberrhein in der Dekade zwischen den beiden letzten Volkszählungen mit fast 55.000 Menschen dennoch weiterhin deutlich zugenommen hat“, analysiert Proske.
Welche Effekte die Ergebnisse aus dem neuen Zensus für die alltägliche Arbeit des Regionalverbandes zur Folge hat, wird das Planungsteam nun sondieren. „Im Einzelfall kann es bei der Bedarfsermittlung für Wohnbauflächen zu kleineren Verschiebungen kommen. Im Großen und Ganzen ist aber nicht der Status quo, sondern das Delta, also die zukünftig zu erwartende Bevölkerungsentwicklung für den weiteren Wohnraumbedarf entscheidend“, äußert sich Proske. Hierzu berücksichtigt das Team des Regionalverbandes die aktuelle Bevölkerungsvorausrechnung des Statistischen Landesamts Baden-Württemberg – und dann eben auch die künftig auf die neueren Zahlen gestützte Vorausrechnung.
Mit dem Zensus wird ermittelt, wie viele Menschen in Deutschland leben, wie sie wohnen und arbeiten. Viele Entscheidungen in Bund, Ländern und Gemeinden beruhen auf Bevölkerungs- und Wohnungszahlen. Um verlässliche Basiszahlen für Planungen zu haben, ist eine regelmäßige Bestandsaufnahme der Bevölkerungszahl notwendig. In erster Linie wurden hierfür Daten aus Verwaltungsregistern genutzt, sodass die Mehrheit der Bevölkerung keine Auskunft leisten musste. In Deutschland ist der Zensus 2022 eine registergestützte Bevölkerungszählung, die durch eine Stichprobe ergänzt und mit einer Gebäude- und Wohnungszählung kombiniert wird. Mit dem Zensus 2022 nahm Deutschland an einer EU-weiten Zensusrunde teil, die seit 2011 alle zehn Jahre stattfinden soll. Aufgrund der Corona-Pandemie wurde der Zensus von 2021 in das Jahr 2022 verschoben.
Anlage:
Karte Kommunen in der Region Mittlerer Oberrhein (pdf): Unterschied Bevölkerungsstand Zensus 2022 im Vergleich zu Zensus 2011, Stichtag 15.05.2022