Regionalpolitische Position zur Tiefengeothermie vom 07.12.2022 (Beschluss der Verbandsversammlung)
Politische Position
1 | Für die Nutzung der Tiefengeothermie sind nicht alle Regionen Deutschlands gleichermaßen gut geeignet. Deutschlandweit weist der Oberrheingraben in vergleichbaren Tiefen die höchsten bisher gemessenen Temperaturen auf. |
2 | Die Region Mittlerer Oberrhein bekennt sich zu ihrer Verantwortung und ihrem natürlichen Standortvorteil. Sie möchte die örtlich vorhandenen Potenziale der Tiefengeothermie unter den hier beschriebenen Voraussetzungen nutzen, um damit den Weg zu ebnen für eine langfristige Wärme- und Energieversorgung der Region aus erneuerbaren Quellen. |
3 | Für die in der Region lebende Bevölkerung leitet sich aus dieser Verantwortung ein besonderer Anspruch an die Transparenz von Verfahren und Planungsprozessen ab. Die Verfahren sind in bestehende Formate zu integrieren, um Zeitverzug auszuschließen. Die Bürgerinnen und Bürger müssen ebenso wie die betroffenen Städte und Gemeinden von Beginn an eingebunden und kontinuierlich informiert werden. Zu diesem Zweck sollen die Unternehmen das digitale Untergrundmodell zur Verfügung stellen, die Echtzeitseismik kommunizieren und einen „Digitalen Zwilling“ öffentlich zugänglich bereitstellen. |
Energiepolitische Bedeutung der Tiefengeothermie
4 | Die Tiefengeothermie eröffnet aufgrund der besonderen geologischen Gegebenheiten innerhalb der Region Mittlerer Oberrhein eine besonders große Chance, die Energie- und Wärmewende in der Region zu realisieren. Innerhalb der Region wird von einem Potenzial von 10.000 GWh/a ausgegangen. Damit ließe sich nahezu der gesamte Wärmebedarf in der Region decken. Allein das Potenzial der derzeit in Planung befindlichen Bohrungen würde ausreichen, über 50 Prozent des Wärmebedarfs in der Region sicherzustellen. |
5 | Im Vergleich zu anderen regenerativen Energiequellen ist die Tiefengeothermie grundlastfähig. Sie kann daher einen besonders wertvollen Beitrag zur Versorgungssicherheit bei der Energiewende und damit zur Bekämpfung des Klimawandels leisten. |
6 | Tiefengeothermie ist insbesondere geeignet, einen Beitrag zur Wärmewende zu leisten und große Teile der Region mit Wärme aus regenerativen Energiequellen zu versorgen. Dabei ist eine möglichst einheitliche gemeinde- und landkreisübergreifende Wärmeplanung anzustreben, bei der die an geeignete geologische Reservoirstrukturen gebundenen Bohrprojekte von Beginn an in die Überlegungen zu Wärmenetzen eingebunden und mit Partnern vor Ort abgestimmt werden. |
Forderungen an die Landesregierung und die Behörden
7 | Im Interesse einer zügigen Realisierung der Wärmebereitstellung für die geplanten Versorgungsnetze sind auf Landesebene Optionen auszuloten, die umfangreichen Genehmigungsverfahren zu beschleunigen. |
8 | Um die Entwicklung der Tiefengeothermie gemeinsam voranzutreiben und die Kosten sowie Risiken zu minimieren, fordern wir vom Land die Prüfung der Möglichkeit zur Unterstützung einer Tiefengeothermie-Projektentwicklungs-gesellschaft. |
9 | Die Verbandsversammlung fordert außerdem die Prüfung der Möglichkeit einer Bürgschaft auf Landesebene. |
10 | Obwohl bei Bohrprojekten im hydrothermalen Verfahren nicht von Schäden auszugehen ist, fordern wir ein allgemeingültiges Verfahren zur Schadensabwicklung, um die Akzeptanz von Tiefengeothermieprojekten zu erhöhen und Bedenken von Bürgerinnen und Bürgern ggü. langwierigen bürokratischen Regulierungsverfahren auszuräumen. |
Welche Themen uns sonst wichtig sind
11 | Soweit daran gedacht wird, das im Bohrwasser vorhandene Lithium zu extrahieren, wird auf den derzeitigen Stand der Forschung verwiesen, die hierzu noch nicht abgeschlossen ist. Eine solche Nutzung wäre nur vertretbar, wenn diese umweltschonend ist, sich positiv auf die Klimabilanz auswirkt und der Frischwasserverbrauch geringgehalten wird. |
12 | Eine frühzeitige Beteiligung von Bürgerinnen und Bürgern über das förmliche Verfahren hinaus, z. B. in Form von Co-Design-Workshops wie im erfolgreich durchgeführten GECKO-Projekt des KIT, kann die Akzeptanz erhöhen. |
13 | Der Anlagenbetrieb sollte schrittweise hochgefahren werden, dabei sollten die Fließraten langsam gesteigert werden. |