Bevölkerung

Bestand. In der Region Mittlerer Oberrhein leben auf einer Fläche von 2.137 Quadratkilometern (6 % der Landesfläche von Baden-Württemberg) in insgesamt 57 Städten und Gemeinden über 1 Million Menschen. Davon zählt allein der Landkreis Karlsruhe rund 453.000 Einwohner und im Stadtkreis Karlsruhe leben über 307.000 Menschen. Im Landkreis Rastatt sind es circa 235.000 Einwohner und der Stadtkreis Baden-Baden kommt auf eine Bevölkerungszahl von knapp 57.000 (Quelle: Statistisches Landesamt, Stand 30.06.2022).

Entwicklung. Die Einwohnerzahl der Region Mittlerer Oberrhein ist in den vergangenen Jahren 2019 bis 2021 nach einer davor in den Jahren 2015 bis 2018 laufenden Phase sehr starken Wachstums überraschend konstant geblieben. Sie lag zum Jahresende 2021 bei 1043.000 Personen.

Aufgrund der Fluchtbewegungen von Menschen vor dem Angriffskrieg Russlands in der Ukraine kam es seit März 2022 zu einer erneuten Zuwanderung. Die Einwohnerzahl der Region Mittlerer Oberrhein liegt momentan zur Jahresmitte 2022 bei rund 1.052.000 Menschen damit ist die Bevölkerungszahl innerhalb weniger Monate um rund 9.000 Personen gestiegen, nachdem diese von den Jahresenden 2018 bis 2021 nahezu stabil gewesen ist.

Im Zeitraum 2011 bis 2017 war es hingegen bereits zu einer starken Zuwanderung v.a. aufgrund hoher Wanderungsgewinne v.a. aus dem Ausland gekommen. Insgesamt wuchs die Einwohnerzahl im zehnjährigen Zeitraum vom Jahr 2011 (Zeitpunkt der Umstellung auf Zensus 2011) bis zum Jahr 2021 um rund 52.000 Menschen bzw. um 5,2 Prozent. In prozentualer Hinsicht bildet dabei der Raum um die Mittelzentren Bretten und Bruchsal einen Schwerpunkt. Auch der Bereich um die Mittelzentren Baden-Baden, Gaggenau und Rastatt verzeichnete ein überdurchschnittliches Wachstum. Der starke Bevölkerungsanstieg in der Stadt Karlsruhe von 2011 bis 2018 von rund 292.000 auf etwa 313.000 Personen wurde in den nachfolgenden Jahren mit einem Stand von etwa 307.000 Einwohnern Ende 2021 wieder ein wenig zurückgenommen.

Die Region Mittlerer Oberrhein gehört mit 488 Menschen pro Quadratkilometern zu den Räumen mit höheren Bevölkerungsdichten. Daher wird ein Großteil der Region gemäß Landesentwicklungsplan Baden-Württemberg aus dem Jahr 2002 zum Verdichtungsraum bzw. zur Randzone des Verdichtungsraumes zugeordnet. Allein im Schwarzwald die Gemeinde Forbach, im Kraichgau die Gemeinden Kürnbach, Sulzfeld, Zaisenhausen sowie die Stadt Kraichtal und in der Rheinebene die Stadt Lichtenau werden zum ländlichen Raum gezählt. Daher ist die Bevölkerungsdichte mit 488 Einwohnern pro Quadratkilometern etwas mehr als 50 Prozent höher als im Landesdurchschnitt von Baden-Württemberg (312 Einwohner pro Quadratkilometer). Eine ebenfalls vergleichbare, etwas höhere Bevölkerungsdichte wie die Region haben die Niederlande. Die Region Stuttgart hat mit 762 Einwohner pro Quadratkilometern sogar eine deutliche höhere Bevölkerungsdichte als die Region Mittlerer Oberrhein.

Dem Schutz der verbliebenen Freiräume in den vielfältigen Kulturlandschaftsräumen in der Region Mittlerer Oberrhein kommt auch vor dem Hintergrund der hohen Bevölkerungsdichte und einem Anteil der Siedlungs- und Verkehrsfläche von über 19 Prozent an der Gesamtfläche eine hohe Bedeutung zu, um die Naherholungsräume und die Lebensräume für Flora und Fauna für die kommenden Generationen zu erhalten.

Prognose. Durch die allgemeine Zuwanderung rechnet die aktuelle Vorausrechnung des Statistischen Landesamts, die im Sommer 2022 veröffentlicht wurde, mit einem weiteren Anstieg der Einwohnerzahl der Region Mittlerer Oberrhein auf 1.063.000 im Jahr 2040 (+2,0%). Es ist dabei zu berücksichtigen, dass die Bevölkerungsvorausrechnung des Statistischen Landesamts Baden-Württemberg auf dem Referenzjahr 2020 basiert und im Jahr 2021 entwickelt wurde. Die Sondereffekte durch die Fluchtbewegungen vor dem Angriffskrieg Russlands in der Ukraine konnten entsprechend darin nicht berücksichtigt werden.

Im Jahr 2040 – bis zu diesem Stichjahr reicht die derzeit vorliegende Bevölkerungsvorausrechnung des Statistischen Landesamts Baden-Württemberg – sollen rund 20.000 mehr Menschen als heute in der Region leben. Die Bevölkerungsdichte wird demnach bis 2040 moderat von 488 auf rund 498 Einwohner pro Quadratkilometer steigen – dies wäre weiterhin etwa zweimal so viel wie im Bundesdurchschnitt.

Gemäß der Bevölkerungsvorausrechnung des Statistischen Landesamts Baden-Württemberg wird vor allem für die Städte und Gemeinden im Landkreis Karlsruhe innerhalb der Mittelbereiche Bruchsal und Bretten in prozentualer Hinsicht das stärkste Bevölkerungswachstum bis zum Jahr 2040 erwartet. Auch für die Stadt Rastatt und ihre umliegenden Nachbarkommunen wird in diesem Zeitraum ein prozentual überdurchschnittlicher Anstieg der Einwohnerzahlen vorausgerechnet. Hingegen werden leichte Bevölkerungsrückgänge bis 2040 für einzelne Gemeinden im Murgtal berechnet.

In Relation zur Einwohnerzahl hat der Anteil der Kinder und Jugendlichen unter 18 Jahren in den letzten Jahren stetig abgenommen. Durch die Zuwanderung soll dieser Trend laut Bevölkerungsvorausrechnung geringfügig umgekehrt werden. Während im Jahr 2020 noch 15,9 Prozent der Einwohner in der Region zu dieser Gruppe gezählt haben, rechnen die Statistiker im Jahr 2040 mit einem Anteil von 16,4 Prozent – so viel wie etwa im Jahr 2010 es gewesen sind.

Der Anteil an der Gesamtbevölkerung der ab 65-Jährigen wird hingegen kräftig weitersteigen von derzeit 21,2% auf 26,2% im Jahr 2035. Dabei wird der Anteil der ab 85-Jährigen von 3,0% auf 4,2 % steigen. In absoluter Zahl bedeutet dies einen Anstieg der Anzahl hochbetagter Menschen von rund 31.000 auf rund 45.000, was einem Anstieg um 14.000 bzw. 43 Prozent entspricht. Daher wird die Nachfrage an altengerechten Wohnungen erheblich steigen.

Durch die neue Vorausrechnung wird nun mit einem gleichbleibenden Anteil der Einwohner im „Bauherrenalter“ zwischen 30 und 45 Jahren gerechnet. Dieser soll die nächsten Jahre relativ konstant bei 20 % bleiben und bis 2040 auf 19,6% sinken. Aufgrund des demografischen Wandels und dem hohen Bestand an Einfamilienhäusern ist zu erwarten, dass die Nachfrage an Einfamilienhäusern durch den Bestand zu einem größeren Anteil als bisher abgedeckt werden kann. Hingegen ist bei Wohnungen im Mehrgeschosswohnungsbau auch in dieser Altersgruppe mit einem Anstieg des Bedarfs zu erwarten, der nicht aus dem Bestand gedeckt werden kann.

Konsequenzen. Die Kommunen müssen sich bereits heute auf die demografischen Entwicklungen einstellen. Gefragt sind einerseits vermehrt Angebote für die ältere Bevölkerung sowie zur Integration der zugewanderten Menschen. Andererseits sollten Möglichkeiten der (Klein-)Kinderbetreuung, Bildung und Freizeit angeboten werden, um im verschärften Wettbewerb um junge Familien mithalten zu können. Die Ausweisung von Neubaugebieten sollte sich an die wandelnden Bedürfnisse junger Familien und den wachsenden Bedarf an altenbetreuten Wohnungen orientieren. Mehrgeschosswohnungsbau ist daher ein immer mehr gefragter Baustein.

In einigen ländlicheren Gebieten wird mit einem Rückgang oder einer stabilen Entwicklung der Bevölkerungsstände gerechnet. Die Kosten für die Infrastrukturangebote werden dort künftig in Einzelfällen auf weniger Schultern verteilt werden. Die Region und die Kommunen werden in diesen Räumen besonders durch die Folgekosten gefordert sein, die der Erhalt des öffentlichen Personennahverkehrs und der Straßen sowie der Strom- und Wasserversorgung mit sich bringen wird. Die Erweiterung sozialer Infrastruktureinrichtungen wie zum Beispiel Altersheime wird überall notwendig werden. Der demografische Wandel bewirkt zudem eine enorme Herausforderung, indem einerseits es immer mehr ältere Patientinnen und Patienten versorgt werden müssen geben, zugleich jedoch viele Hausärzte und Hausärztinnen aufgrund der Altersregelung in den Ruhestand gehen und zu wenige Nachfolger und Nachfolgerinnen für die Übernahme deren hausärztlichen Praxen zur Verfügung stehen werden. Gefragt sind interkommunale und regionale Lösungen.