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PresseInformation Nr. 10

Region zeigt Chancen für eine gelingende Energiewende auf

Infoveranstaltung zu den Teilregionalplänen Wind- und Solarenergie

Karlsruhe/Ettlingen. Am 19.10.2023 lud der Regionalverband Mittlerer Oberrhein gemeinsam mit den Energieagenturen der Region zu einer Infoveranstaltung zu den „Perspektiven der kommunalen Energieversorgung“ ein. Interessierte aus der Region konnten die Fachvorträge per Live-Stream im Internet oder direkt vor Ort in der Buhlschen Mühle in Ettlingen mitverfolgen. Fragen und Anregungen waren auch online über die Chatfunktion möglich.

Zunächst begrüßten Martin Eggstein, Ministerialdirigent und Leiter der Abteilung Energiewirtschaft im Ministerium für Umwelt, Klima und Energiewirtschaft in Baden-Württemberg, und die Geschäftsführerin der Energieagentur Mittelbaden (EAMB), Fabienne Körner, die rund 140 Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Veranstaltung. Eggstein unterstrich stellvertretend für die verhinderte Umweltministerin Thekla Walker die Bedeutung der Regionen und ihrer Kommunen für das Erreichen der Energiewende. Das Land könne wohl den gesetzlichen und politischen Rahmen schaffen, doch sei die Umsetzung nur gemeinsam mit den Akteuren vor Ort möglich.

Neben den circa 70 Teilnehmenden vor Ort waren in den Spitzenzeiten etwa genauso viele online zugeschaltet.  Die EAMB aus Rastatt hatte die vierte Veranstaltung in diesem Format, die jährlich in Kooperation des Regionalverbandes mit den drei Energieagenturen in der Region stattfinden, gestaltet und organisiert.

Im ersten Informationsblock am Vormittag informierte Dr. Matthias Proske über die aktuellen Verfahrensstände der Teilregionalpläne Windenergie und Solarenergie in der Region. Zunächst präsentierte der Direktor des Regionalverbandes umfassende Hintergrundinformationen, die für das Erreichen und die Sicherung des Landesflächenzieles von 1,8 Prozent für die Windenergie und 0,2 Prozent der Regionsfläche für die Solarenergie erforderlich sind. Danach gab Proske noch erste Einblicke in die aktuell noch bis zum 31.10.2023 laufende informelle Öffentlichkeitsbeteiligung zum Teilregionalplan Windenergie. Demnach seien die über 700 bereits abgegebenen Hinweise überwiegend den Themenbereichen Windenergie im Wald und Natur- und Artenschutz zuzuordnen. Der Verwaltungschef des Regionalverbandes erläuterte weiter, wie sich sein Planungsteam im Rahmen des Verfahrens mit diesen Kriterien auseinandergesetzt habe. Neben negativen Kommentaren gebe es aber auch positive und sachliche Hinweise für das weitere Planungsverfahren. Die informelle Beteiligung der Öffentlichkeit sei ein freiwilliger Verfahrensschritt des Regionalverbandes Mittlerer Oberrhein. Dadurch könne seine Verwaltung möglichst frühzeitig wertvolle Hinweise aus der Bevölkerung zu den einzelnen Suchräumen erhalten und die Öffentlichkeit in dem Verfahren von Beginn an transparent beteiligen. Im weiteren Planungsverfahren würden die Hinweise nun ausgewertet werden. Die Offenlage des Planentwurfes Solarenergie könne voraussichtlich noch Ende 2023 gestartet werden. Hingegen verzögere sich dieser Verfahrensschritt bei der Windenergie aufgrund der erst Anfang August veröffentlichten Grundlage zum Auerhuhn bis Anfang 2024.

Am Nachmittag widmeten sich die Vorträge den verschiedenen Möglichkeiten zur Umsetzung der kommunalen Wärmeplanung. Rainer Bolduan von der EAMB sprach in seinem Vortrag über den Status und die Strategien der kommunalen Wärmeplanung, darunter über die noch unklare Auswirkung der Bundesgesetzgebung auf die Verpflichtung zur Wärmeplanung kleinerer Kommunen. Er wies zudem auf die vorhandenen Fördermöglichkeiten hin.

Birgit Schwegle, Geschäftsführerin der Umwelt- und Energieagentur Kreis Karlsruhe (UAE), skizzierte die für die Umsetzung der Maßnahmen notwendigen weiteren Schritte. Als „Big Picture“ stellte sie beispielhaft die Verknüpfung kommunaler Wärmenetze auf Basis der Tiefengeothermie für Kommunen im Oberrheingraben zum Ausbau eines regionalen Wärmenetzes in der Region vor.

Die Möglichkeiten der Tiefengeothermie in der Region Mittlerer Oberrhein zeigte Frank Schilling auf. Der Professor für Technische Petrophysik am KIT und Leiter des Landesforschungszentrums Geothermie sprach sich dafür aus, wieder mehr auf wissenschaftliche Daten zum Ausbau der Tiefengeothermie zu vertrauen. Auch sollte es eine größere Bereitschaft geben, von anderen Ländern zu lernen.

Am Beispiel eines realisierten Projektes in Gutach im Breisgau erklärte Jörg Wickenheißer die Wirkungsweise eines bidirektionalen kalten Wärmenetzes. Der Betriebsingenieur bei den Stadtwerken Bühl hob hierbei den geringen Wartungs- und Betreuungsaufwand der Anlage hervor, welcher besonders im Hinblick auf die angespannten kommunalen Personalsituationen ein wichtiger Faktor sei. Jörg Dürr-Pucher, Geschäftsführer der Clean Energy GmbH, betonte in seinem Vortrag über große Solarthermieanlagen, dass die Wärmewende nur in Zusammenspiel aller vor Ort möglichen Teillösungen erreicht werden könne.

Der Wärmebedarf falle häufig nicht mit der effektiven Wärmeerzeugung zusammen. Dirk Mangold, Geschäftsführer des Steinbeis-Forschungsinstitut solites, stellte daher Erdbeckenspeicher als attraktive Lösung für diese Herausforderung vor allem für die großskalige Solarthermienutzung vor.

Im abschließenden Fachvortrag bildete Philipp Vögelin von den Industriellen Werken Basel die Technologie der Pflanzenkohleerzeugung durch Pyrolyse ab. Die bei dem Umwandlungsprozess ungenutzter Bioabfälle freiwerdende Prozesswärme könne in kommunale Wärmenetze eingespeist werden und biete den Vorteil der stofflichen Nutzung sowie der Kohlenstoff- und CO2-Bindung.

Im Fazit der Podiumsdiskussion stellten der Verbandsdirektor des Regionalverbandes sowie die Geschäftsführerinnen und der Geschäftsführer der regionalen Energieagenturen fest, dass die Unterstützung der Bundes- und Landespolitik weiterhin dringend notwendig sei, um die Wärmewende in den Kommunen umzusetzen.

Neben finanzieller Unterstützung sei eben auch der gesicherte organisatorisch und rechtliche Rahmen für den zügigen Ausbau Erneuerbarer Energien bedeutend.

KEK-Geschäftsführer Dirk Vogeley unterstrich in seinem Schlusswort, dass die Kommunen eine echte Chance hätten, die Energiewende zu schultern. Voraussetzung dafür sei jedoch eine gute Vernetzung untereinander und die Offenheit für das Lernen vom Besten. Die Beteiligten waren sich einig, dass die regelmäßige Veranstaltung ein wichtiger Bestandteil im Aufbau dieses Netzwerks sei.

Die ganze Veranstaltung kann noch im Stream nachgesehen werden unter www.netzwerkklimaschutz.live. Weitere Informationen finden hier

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